Vielleicht kennst du mich schon aus meinen zwei vorherigen „Kapstadt-Blogbeiträgen“: Ich bin Tabea – Lifestyle-Redakteurin, veganer Brunch-Fan und immer dann begeistert, wenn ich meine nachhaltigen Reise-Erfahrungen teilen darf.
Im Januar 2023 bin ich – mit CO2-Ausgleich – nach Kapstadt geflogen. Hier habe ich nach den besten
veganen Restaurants und coolsten
Zero-Waste-Märkte gesucht. Außerdem habe ich auf nachhaltigen Weingütern auf innovative Ideen angestoßen. Hier erzähle ich dir, welche Wine Estates es mir besonders angetan haben:
Nachhaltige Weingüter rund um Kapstadt
Wer nach Kapstadt reist, wird früher oder später auf eines der wundervollen Weingüter außerhalb des Zentrums fahren. Rund um die Stadt gibt es bis zu 200 Wein- und Traubenproduzenten.
55 davon sind ausgezeichnete „
Conservation Champions“. Das heißt, dass sich diese Weingüter gegenüber dem WWF dazu verpflichtet haben, auf ihrem Land für mehr Biodiversität zu sorgen, regenerative Anbaumethoden zu nutzen und kontinuierlich dabei sind, ihre Wasser- und Energieeffizienz zu verbessern. Du kannst sie ganz einfach an einem einheitlichen Logo erkennen und Dir
hier die aktuelle Liste angucken.
Ich besuche in meinen zwei Wochen Kapstadt fünf Weingüter, die einen nachhaltigen Anspruch haben. Meine „Top Three“ stelle ich Dir hier vor:
Tipp 1: Waterford Estate
Das Waterford Estate im Blaauwklippen Valley in Stellenbosch entführt mich am ersten Tag meiner Reise in eine andere Welt. Als ich den Innenhof mit Springbrunnen umgeben von Platanen betrete und die Grillen zirpen höre, fühle ich mich sofort entspannt. Die Atmosphäre hat etwas ganz Natürliches. Es scheint, als würde der Anspruch der Besitzer – so gut wie möglich mit Mutter Natur zusammen zu arbeiten – in der Luft liegen.
Das Waterford Estate ist ein WWF Conservation Champion. Ich finde besonders bemerkenswert, welche Gewichtung dem Thema Nachhaltigkeit hier zugesprochen wird. Mehr als die Hälfte der 120 Hektar Land werden nicht etwa für den Weinanbau genutzt – was definitiv mehr Geld einbringen würde – sondern für den Schutz der natürlichen Vegetation. Sean, einer der Guides mit denen man die „Porcupine Trail Wine Walk“ machen kann, erklärt uns, dass sie jährlich die Baumbestände auf ihrem Anwesen überprüfen. „Fremde Bäume“ werden dann entfernt und durch heimische ersetzt.
Der Rosé, den ich am Springbrunnen trinke, hat – wie alle anderen Weine des Estates – das „Integrity & Sustainability“-Siegel. Und hinterlässt eine nachhaltig erfrischende Erinnerung an einen Ort, den ich Dir wirklich ans Herz legen kann.
Mehr Infos zum Waterford Estate gibt’s
hier.
Foto: @waterford_estate
Tipp 2: Babylonstoren
Eine der angesagtesten Destinationen ist aktuell Babylonstoren – eine der ältesten, niederländischen Farmen Südafrikas. Mit einer eigenen Farm, Weinproduktion, Bäckerei, wundervollen Gärten und tollen Restaurants.
Ich verbringe mehrere Stunden auf dem liebevoll angelegten Gelände – trinke jedoch keinen Wein. Denn auch wenn es eine Cellar Tour gibt, kann man hier so viel mehr entdecken. Mich begeistert vor allem der „Healing Garden“, in dem mir all diese unglaublichen Düfte in die Nase steigen. Rosmarin, Salbei, Thymian, Zimt - in der aufgeheizten Nachmittagsluft riecht alles so intensiv. Online lese ich, dass man im Garten
spannende Workshops mitmachen kann. Zum Beispiel kann man zur Lavendelernte sein eigenes ätherisches Öl herstellen oder dem Imker bei seiner Arbeit zusehen.
Man spürt hier überall, wie sehr Tradition und ein liebevoller Umgang mit der Natur gewahrt wird. Wer noch einen offiziellen Beweis benötigt: Babylonstoren ist Mitglied der „Biodiversity & Wine Initiative“. Das heißt, dass auf dem Anwesen alles dafür getan wird, um Südafrikas botanische Vielfalt zu schützen – und das auf möglichst natürliche, ressourcenschonende Art und Weise.
Ein letzter Food-Tipp von mir: der Spinatwrap im „Greenhouse“. Er ist – wie alles auf der Karte – „inspiriert von den frischen, saisonalen Lebensmitteln direkt aus dem Garten“.
Foto: @babylonstoren
Tipp 3: Delaire Graff Estate
Schon schicker, aber nicht weniger nachhaltig geht es auf dem Weingut „Delaire Graff“ mit Blick über das Banghoek Valley zu. Ich verbringe einen ganzen Nachmittag auf dem Estate in Stellenbosch, das etwa eine Stunde von Kapstadt entfernt in den Weinbergen liegt. Zusammen mit meiner Freundin Jana sitze ich auf der idyllischen Holzterrasse mit Blick über Tal und Berge. In weißen großen Stühlen mit roten Kissen. Im Schatten unter Bäumen, die sich im Wind wiegen.
Es ist nicht nur die entschleunigende Atmosphäre, die mich sofort überzeugt, sondern auch die Speisekarte. Das Besondere: die Küche steht nicht nur für eine ausgezeichnete Philosophie, die lokales Essen modern interpretiert; es gibt auch eine komplett vegane Karte mit je drei Vorspeisen, Hauptgerichten und Desserts.
Und klar, dann wäre da noch der Wein, der nicht nur vorzüglich schmeckt, sondern aus Weinbergen stammt, in denen 350 verschiedene Pflanzenarten prächtig blühen. Uns das aus einem besonders nachhaltigen Grund: die „Estate Wormery“.
Ja, richtig gelesen. Bei Delaire Graff setzt man auf die Hilfe von Würmern, die Reste aus der Küche in organischen, nährstoffreichen Kompost und Dünger umwandeln. Es entsteht quasi ein Kreislauf, der allen zu Gute kommt: Die Küche schafft Zero Waste, die Würmer recyceln und an den Reben entstehen ganz natürlich prächtige Weintrauben, die wiederum zurück in der Küche – oder eben in meinem Glas – landen.
Übrigens: mein gegrillter Butternusskürbis mit Orzo, Tomaten, Karotten und veganem Käse – angerichtet mit Blütenblättern, transparenten Reispapiercrisps und hübschen Klecksen aus Cremes, Saucen und Pürees – ist mehr als ein Gericht. Es ist ein Gedicht.
Foto: @delairegraff
Nachhaltige Weingüter in Kapstadt - Mein Fazit
Ich kann wirklich nur empfehlen, mindestens ein nachhaltiges Weingut in der Nähe Kapstadts zu besuchen und vorher eine Reservierung zu machen – egal ob für ein Wine Tasting, eine Cellar Tour oder eine geführte Wanderung durch die Weinberge. Manche Estates bieten auch eine E-Bike-Tour über ihr Gelände an.
Besonders nachhaltig werden diese Ausflüge, wenn man sich für die Franschhoek Wine Tram entscheidet. Das ist ein kleiner Hop-On-Hop-Off-Zug, der entlang der Weingüter fährt. Man kann zwischen zehn verschiedenen Linien wählen, die je acht Stops einlegen.
Mein Tipp: Nimm dir Zeit für jedes Weingut. Als ich in Kapstadt gelandet bin, habe ich mich unter Druck gesetzt, möglichst viele zu besuchen. Doch dann ist mir aufgefallen, wie viel schöner es ist, wenn man sich auf den Moment einlässt und bewusst wahrnimmt. Ich wurde zum „Slow Traveler“ – und konnte meine Eindrücke (sowie den guten Wein) viel mehr genießen.
Nachhaltig in Kapstadt – hat’s geklappt?
Nach zwei Wochen in Kapstadt fliege ich wieder nach Hause. Ich habe viel erlebt, gelernt und ausprobiert. Die Stadt in Südafrika hat mich begeistert – allen voran die Menschen mit nachhaltiger Vision und die Weingüter, die die Natur des Landes so wertschätzen und unterstützen.
Vermissen werde ich die veganen Food Spots. Ich bin einfach ein viel zu großer Fan von Smoothie-Bowls, die aus frischen, regionalen Früchten gemacht werden und quasi auf jeder Frühstückskarte stehen. Generell ist Kapstadt so vegan-freundlich wie ich es selten erlebt habe. In jedem Restaurant bin ich auf meinen Geschmack gekommen. In diesem Blogbeitrag teile ich meine absoluten Favoriten mit dir.
Nur eins hat meine Euphorie etwas getrübt: das viele Plastik in den Supermärkten. Selbst Obst und Gemüse, das eine Schale hat, ist hier in Folien eingeschweißt. Um so wenig Müll wie möglich zu produzieren, sollte man daher mit dem eigenen Jutebeutel auf einen Markt wie den Oranjezicht Market gehen. Hier habe ich „meine“ Papaya dann auch ohne Plastik kaufen – und weitere regionale Produkte finden – können.
Kapstadt wird mir nachhaltig in Erinnerung bleiben.