“Sawadee kha” – “Hallo” aus Thailand und willkommen zurück auf dem grünen Weltreiseblog von IMPACKT. Mittlerweile sind mein Freund Flo und ich mit unseren IMPACKT-Koffern in Chiang Mai angekommen. Hier suche ich nach weiteren nachhaltigen Reise- und Lebenstipps für dich. Dafür befrage ich meinen thailändischen Freund: George. Inwiefern das Thema in Thailand spirituell angegangen wird, erfuhr ich im eintägigen
“Monk Chat & Meditation Retreat” von Phra KK, einem buddhistischen Mönch, zum Thema Umwelt.
“Put yourself to the nature”, George, thailändischer Student
An unserem ersten Abend in Chiang Mai begegneten wir dem engagierten Politikstudenten George im Straßenlokal Zoom Song. Seitdem verabreden wir uns alle paar Tage, um gemeinsam die Umgebung zu erkunden. Für das Interview treffe ich mich mit ihm auf der Dachterrasse vom CAMP Co-workingspace. Den Sonnenuntergang genießend beginne ich: “Ihr trennt ebenfalls euren Müll. Und die Straßen sind so sauber. Im Supermarkt bekommt man an der Kasse außerdem leere Kartons, um seine Einkäufe einzupacken. Das gibt es bei mir daheim noch nicht. Wie nachhaltig findest du denn Thailand?” Da fallen ihm die lilanen, elektrischen Busse auf dem Campus ein. Sehr praktisch, denn damit kommt man schnell von einem Campus zum anderen. Der Treibstoff für die Fahrzeuge stammt aus rein erneuerbaren Energien, denn Thailand hat kein einziges kommerzielles Atomkraftwerk. Stattdessen wird der größte Stromanteil mit Wasser, also mit Staudämmen, erzeugt. “Apropos, Wasser und Getränke. Ihr habt auch ein Mehrwegflaschensystem”, fällt mir ein. “Ich war erstaunt, als mehrere Wasserkästen zu unserer Wohnung geliefert wurden. Ein Kasten für nur 50 Baht, also etwa 1,66 €.” “Stimmt”, bestätigt George, "Bei uns kann man das Trinkwasser leider nicht wie bei euch trinken.”
„Gibt es sonst noch grüne oder Recycling-Projekte der Uni?“ “Unsere Uni kooperiert mit dem Stamm eines indigenen Volkes hier in der Nähe: dem Hmong Tribe.” Die Chiang Mai University kauft ihr frisches Obst und Gemüse, damit die Studierenden Zugang zu nachhaltigen Produkten haben. Alles Bio. “Außerdem machen die Stämme ihren eigenen Wein und Wodka und verkaufen diese an Tourist:innen.” Daraus ist der dortige Ecotourism entstanden. George empfiehlt mir wärmstens, zum Bergvolk zu fahren und deren Lebensweisen zu erfahren. “Im Nationalpark kann man auch campen und den Sonnenuntergang unter den kühlen Bäumen beobachten”, schwärmt George und verrät mir, dass viele Blätter essbar sind. Wie etwa die des Mangobaums, der Lotuspflanze oder des Wasserspinates. So lerne ich erstaunt, dass Basilikum aus Südostasien stammt. Daher mein Tipp: Nächstes Mal, wenn du italienisch kochst, probiere es doch mit einem der drei Thai-Basilikum-Arten.
“We put ourselves to the nature”, fährt George fort. “Doch leider achten immer noch zu wenig Menschen hier auf die Natur. Die Leute scheren sich nicht darum.” Sie verbrennen ihren Müll oder roden ihre Felder, ohne nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben. George setzt genau hier an und wandelt seinen Frust in Engagement um: In den Hochschulgruppen “Engagement Club” und “Natural Conservation Club" ist er aktiv und koordiniert die "Awareness Camps" im Dschungel mit. Dort lauschen die Teilnehmer:innen den Geräuschen des Waldes, lernen diese zu deuten und werden gegenüber der heimischen Flora und Fauna sensibilisiert. Wenn George einen Wunsch frei hätte, würde er sich wünschen, dass neben seiner Generation auch die Älteren ein stärkeres Bewusstsein für Umwelt und Natur entwickeln und danach ethisch handeln. Hoffnungsvoll beenden wir beide das Interview und ich mache mich ein paar Tage später auf den Weg zu meinem zweiten Interviewpartner.
“Value the nature and be kind”, Phra KK, buddhistischer Mönch
An einem Freitagmorgen um Punkt 9 Uhr stehe ich vor dem Gebäude des “Monk Chats” auf dem Campus der Mahachulalongkornrajavidyalaya University Chiang Mai, wo sich der buddhistische Tempel “Wat Suan Dok” mit seiner goldenen Kuppel befindet.
Ich nehme diesen Workshop als ein sehr bereicherndes Angebot für ausländische Tourist:innen wie mich wahr. Hier können die Teilnehmenden mehr über die Kultur, die Spiritualität und die religiösen Interessen erfahren und besichtigen nicht nur die Tempel. Obwohl ich das auch gerne mache: Einfach den Ort auf sich wirken lassen.
In dem eintägigen Kurs “Monk Chat & Meditation Retreat” zeigt uns der Mönch und heutige Lehrer Phra KK auf, dass Buddhismus eine Lebensphilosophie voller Liebe und Weisheit ist, mit dem Ziel, die Natur zu verstehen. ‚Phra‘ steht dabei übrigens für Mönch. “And when you suffer: Don’t dwell on it”, wiederholt er unserer Gruppe alle halbe Stunde. Damit gibt er uns auf den Weg, dass Leiden nur temporär ist und wir stattdessen aktiv Gutes tun sollen. Hier gleiten meine Gedanken zu George, der dieses Mantra schon längst lebt, indem er sich vielseitig engagiert.
Nach der Einführung und einer Sitzmeditation führt uns KK über das Tempelgelände. Wir bleiben unter einem mächtigen Baum stehen. KK erklärt uns, dass es sich hierbei um einen “Bodhi tree” handelt, unter dem der Buddha seine Erleuchtung erlangt haben soll. “Warum sind die Tücher um den Baum gewickelt?”, will eine türkische Teilnehmerin wissen. “Bäume, die mit diesen gelb, orangen Bändern markiert sind, wurden geweiht”, verrät KK. Die Praxis dieser Baumweihe trägt dazu bei, die Erhaltung der ökologischen Systeme mit der buddhistischen Identität Thailands zu verbinden. Denn sobald die Mönche die Bäume gesegnet und die bösen Geister vertrieben haben, dürfen die Pflanzen nicht mehr abgeholzt werden. “We respect the nature, we are made by nature”, unterstreicht KK seine Worte. “We take a lot of the nature”, fasst KK es kurz zusammen und setzt den Rundgang fort. Die Klarheit der Worte hallen noch lange nach. “Look in the tree”, bittet er uns später. Als wir nach oben sehen, blicken wir zu einem riesigen Bienenstock auf, der in der Baumkrone thront. Die Mönche lassen das Bienenvolk in Ruhe und sind beeindruckt von seiner architektonischen Meisterleistung.
“Avoid doing bad, do good.”
Später bei der offenen Fragerunde bitte ich KK uns die Rolle von Nachhaltigkeit im Leben eines Mönches zu erklären: “We advice not doing bad. Do good.” Als Mönch sieht er es als seinen spirituellen Auftrag, Schlechtes zu vermeiden und Gutes in die Welt hinauszutragen: Etwa durch Bildungsveranstaltungen und Engagement gegen Brandrodungen. “We advice not to burn. It is a lot of pollution. We have no right to harm insects that we need”, betont KK und ich erinnere mich an den Bienenschwarm, den er uns eben gezeigt hat. Neben ihrer Wertschätzung gegenüber Insekten, respektieren Mönche alle Tiere: Jeder Tempel nimmt Straßenhunde und Katzen auf. Während der Gehmeditation vorhin ist ein Kater zwischen unseren Beinen hin und her geschlichen und hat sich danach kraulen lassen. “So cute”, hatte KK gegrinst und wiederholt: "We have to be kind and show compassion." KK ruht in sich und seine Überzeugungen in ihm. In meinem Leben habe ich noch nie einen so spirituellen Mann treffen dürfen, der so für Frieden und Einklang einsteht.
Was mir immer wieder auffällt ist, wie viele bottom-up “Grassroot Movements” es gibt. Die Zivilbevölkerung ist aktiv, insbesondere die jungen Leute. Als Ausländer:in findet man direkt Anschluss und wird vom Engagement-Fieber angesteckt. Inspiriert davon haben wir uns bei der lokalen Hunderettungsstation, dem “Worldwide Veterinary Service Thailand - Care for Dogs”, für ein mehrtägiges Ehrenamt beworben. Wir sind schon sehr gespannt darauf.
In diesem Sinne: Happy Social and Sustainable Engagement Day.
Liebe Grüße,
deine Franzi