Ach, Amsterdam: Deine
romantische Grachten, all die Hausboote, überall leise bimmelnde Fahrräder, bunte Tulpen natürlich und
Coffeeshops, in denen es gar nicht um Coffee geht, dazu das
legendäre Rotlichtviertel, beeindruckende Museen, historische Gebäude – es gibt endlos viel zu entdecken auf ausgedehnten, gemächlichen Spaziergängen. Begleite uns im letzten Teil unserer dreiteiligen Serie über Overtourism-Kriesenorte nach Amsterdam. Wir zeigen dir, wie du die natürlich dennoch sehenswerten Top-Ziele besuchen kannst und haben zudem einige Alternativen im Gepäck, die sich ebenfalls sehen lassen können.
Amsterdam
Die Hauptstadt der Niederlande ist schon lange ein angesagter Hot Spot für einen City-Trip und dementsprechend ist zu Hauptsaisonzeiten die Stimmung in der Stadt alles andere als gemächlich. Deswegen gibt es immer strengere Regeln, um die Urlauberströme zu leiten und zu begrenzen.
Nachdem ein Cannabis-Verbot auf den Straßen Amsterdams eingeführt wurde, soll nun auch die Zahl der Kreuzfahrt-Touristen dezimiert werden. Im Zentrum sollen ab 2024 sowohl Touristen-Busse als auch die Vermietung von Ferienwohnungen und Airbnb’s verboten sein. Dazu kommt eine der höchsten Touristenabgaben in Europa und die geplante Verlegung des Rotlichtviertels „De Wallen“, das gleichzeitig auch das mittelalterliche Stadtzentrum Amsterdams ist. Hier dürfen Kneipen und Lokale ab 1:00 Uhr nachts nun keine neuen Kunden mehr hereinlassen. Prostituierte müssen ihre berühmten Fenster um spätestens 3:00 Uhr nachts schließen. Die Maßnahmen sollen die Altstadt sicherer und lebenswerter machen. Vor allem die Bewohner leiden stark unter dem Massentourismus und dem öffentlichen Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Die Kampagne „How to Amsterdam“ informiert die Besucher, die schon in der Stadt sind, über angemessenes Verhalten. Warnschilder weisen auf Verbote wie öffentliches Urinieren, Lärmbelästigung oder den Drogenkauf von Straßendealern hin. Fernseher in Hotellobbys machen ebenfalls auf aktuelle Maßnahmen aufmerksam, genauso wie Stadtpläne, die an Touristen ausgehändigt werden. All das gehört zur größeren Kampagne „Visitors Economy Vision 2035“, die Amsterdam bis 2035 zu einem verantwortungsvolleren Tourismus führen soll.
Die perfekte Zeit für einen Amsterdam-Besuch
Die beliebteste Reisezeit für Amsterdam geht im Grunde von April bis Oktober. Auch hier gilt also: weiche auf die Wintermonate aus, da sind die Besuchszahlen eher niedrig. Die Weihnachtszeit ist hier natürlich eine Ausnahme. Wenn Du also zwischen November und Mitte Dezember und dann wieder von Mitte Januar bis Ende Februar anreist, kannst du auf die besten Angebote der Hotels hoffen und bist somit unabhängig von Airbnb & Co., die auch in Amsterdam zur Wohnraumknappheit für Einheimische beitragen. Wenn Du also die wirklich sehenswerte Stadt besuchen willst, kannst Du durch sorgfältige und verantwortungsvolle Planung versuchen, ein Teil der Lösung und nicht des Problems zu sein. Denn auch für Amsterdam gilt natürlich: ganz ohne Touristen kann und will man nicht sein.
Grün übernachten – Unsere Tipps:
Conscious Hotels
Die Gründer der inhabergeführten Hotelkette möchten zeigen, dass auch Hotels in Metropolen nachhaltig und umweltfreundlich wirtschaften können. So wird in den
Concious Hotels der Strom von holländischen Windrädern erzeugt, es gibt Aufladestationen für Elektroautos, auf den begrünten Dächern leben Bienenkolonien, die Mitarbeiter tragen Mode aus recycelten Materialien,
besondere Duschköpfe und Wasserhähne bis zu 50 Prozent Wasser ein, Sonnenkollektoren erwärmen das Wasser, die Bettwäsche und Handtücher bestehen aus Bio-Baumwolle und die Leihfahrräder sind recycelt.
Four Elements, das Null-Energie-Hotel
Das Hotel Four Elements befindet sich nicht ganz in der Innenstadt, sondern knappe 20 Straßenbahnminuten entfernt. Dafür liegt es aber direkt am IJmeer und bietet unter anderem eine Sonnenterrasse und eine Bar mit beeindruckender Aussicht. Da eigentliche Highlight des Hotels ist aber vor allem das Nachhaltigkeitskonzept. Das Four Elements (oder auch Breeze Hotel) wirbt mit Zero Waste, frischen Lebensmitteln, 100 Prozent Nachhaltigkeit und kompletter Energieneutralität. Es ist das weltweit erste Hotel, das durch ein natürliches Belüftungssystem Energie erzeugt.
Amsterdam erleben:
Flüchtlingsboot statt Touristendampfer
Die Reederei Lampedusa lässt für ihre Ausflüge Holzboote zu Wasser, auf denen Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa gekommen sind. Die Touren werden von geflüchteten Menschen geleitet, die ihre eigene Geschichte mit der der Stadt verknüpfen und aufzeigen, wie sehr Amsterdam über die Jahrhunderte durch Einwanderung geformt wurde. Eine sehr authentische und persönliche Sicht auf Amsterdam. Oder du mietest bei Boats4rent einfach ein eigenes Boot, lässt dich damit durch die Grachten treiben und entdeckst ruhige Oasen.
Weltfahrradhauptstadt
Amsterdam ist mit mehr Fahrrädern als Einwohnern die Weltfahrradhauptstadt: Tu es den Bewohnern gleich und leih Dir einen Drahtesel. In der Innenstadt haben Radfahrer so gut wie überall Vorrang und 500 Kilometer Radweg stehen zur Verfügung. Mit dem Fahrrad erweiterst du schnell deinen Radius, bewegst dich über die Hot Spots hinaus und traust dich, neue Routen zu erkunden.
Kunst kann mehr als Rijks und Van Gogh
Das Rijksmuseum und das Van-Gogh-Museum gehören zu den schönsten, aber auch zu den besucherstärksten Museen in Amsterdam. Wenn du dir einen Amsterdam-Besuch auch ohne die ganz großen Namen vorstellen kannst, gibt es interessante Alternativen. Beim Museum Ons' Lieve Heer op Solder (deutsch: Unser Herr im Dachboden) überrascht vor allem die Architektur: Das Museum liegt auf dem Dachboden eines Wohnhauses aus dem 17. Jahrhundert. In der Herengracht 605 liegt das Willet-Holthuysen-Museum: In dem ehemaligen Haus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie erfahren Besucher über das Leben in Amsterdam im 17. Jahrhundert. Von außen unscheinbar und mitten in der schönen Keizersgracht versteckt, begeistert das FOAM Amsterdam Fotografie-Begeisterte mit wechselnden Ausstellungen.
Amsterdam-Alternativen:
Leeuwarden
Die Innenstadt von Ljouwert, wie die Friesen die Stadt nennen, ist einer der Geheimtipps von Holland. In der Geburtsstadt des Grafikkünstlers M.C. Escher und der mysteriösen Tänzerin und Spionin Mata Hari könnt ihr über die jahrhundertealten Grachten schippern, die kulturellen Wurzeln von Friesland im Fries Museum entdecken oder in De Kleine Kerkstraat shoppen, einer der charmantesten Einkaufsstraßen Hollands. Habt ihr schon einmal in einem Gefängnis gegessen oder geschlafen? Im Blokhuispoort in Leeuwarden ist das möglich. Und was ist krummer als der schiefe Turm in Pisa? De Oldehove gehört zu den Highlights in Leeuwarden.
Ein spannendes Museum für Kinder ist das preisgekrönte Natuurmuseum Fryslân, in dem es eine UnterWasserSafari erleben können.
Utrecht
Die viertgrößte Stadt der Niederlande ist eine beliebte Alternative zu Amsterdam. Utrecht, so heißt es, erinnere an Amsterdam vor dem Massentourismus. 30 Minuten mit dem Zug ist die Universitätsstadt von der Hauptstadt entfernt. Die beiden Städte lassen sich im Zweifelsfall auch gut kombinieren. In Utrecht sorgen Grachten und Parks, Restaurants, Museen und historische Bauwerke für ein abwechslungsreiches Stadtbild. Museums-Tipp: Für das interaktive Spoorwegmuseum steigst du am Hauptbahnhof in den Museumszug ein und fährst geradewegs bis zur Eingangshalle des Eisenbahnmuseums. Und wenn Du hoch hinaus willst: Besuche den Utrechter Dom und bewundere die Stadt von oben: Nach 465 Stufen winkt ein einmaliger Ausblick. Ein weiteres Highlight ist das Spieluhren-Museum Speelklok und die im Mittelalterstil errichtete Burganlage Kastel de Haar.
Haarlem
Nahe des Strandes, am Ufer des Flusses Spaarne, liegt Haarlem. Durch diese typisch holländische Stadt mit ihren Windmühlen, Grachten und Zugbrücken möchte man stundenlang schlendern. Haarlem liegt nur eine Viertelstunde von der niederländischen Hauptstadt entfernt und gilt als die kleine Schwester Amsterdams. Und das nicht ungerechtfertigterweise, denn Haarlem hat ähnlich viel zu bieten wie die große Schwester ¬– nur eben mit deutlich weniger Touristen. Zu den Highlights zählt hier definitiv die Besichtigung der alten Windmühle De Adriaan, eine Tour in der Bierbrauerei Jopenkerk, ein Spaziergang am Fluss und ein entspannter Tag am Strand. Wenn du ein bisschen mehr Kultur möchtest, solltest du dir das Frans-Hals-Museum mit Gemälden aus dem 17. Jahrhundert nicht entgehen lassen.
Wir hoffen, dir hat unsere Trilogie zum Thema ‚Hot Spots umweltverträglich besuchen‘ gefallen. Ob Venedig, Barcelona oder Amsterdam, lasst uns diese tollen Reiseziele sozial- und umweltverträglich besuchen, damit sie noch lange bestehen bleiben.